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Dit und Dat op Platt
"Snacken köönt wi al, man doon is'n Ding"
von Hans-Hinrich Kahrs
Hans-Hinrich Kahrs ist Plattdeutsch-Beauftragter der Niedersächischen Landesschulbehörde.© Landkreis Stade / Christian SchmidtNiederdeutsch war bis in die 1950er Jahre nicht nur die Regionalsprache, sondern in den Dörfern zwischen Elbe und Weser auch Umgangssprache. In der Schule war diese "Nahsprache" von den vornehmlich hochdeutsch sprechenden Lehrern aber nicht gefragt.
In Zeiten des Strukturwandels hieß es, "sprich hochdeutsch, wenn du eine Ausbildung außerhalb der Landwirtschaft machen willst". Niederdeutsch wurde als Bildungsnachteil angesehen. Innerhalb einer Generation war das Plattdeutsche im Kindermund nahezu verschwunden. Erst mit der Aufnahme in die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen (1999) wurde der Wert erkannt. Die kleinen Sprachen, die überall in Europa einen wesentlichen Teil der kulturellen Vielfalt ausmachen, sollten erhalten bleiben. In Kindergärten und Grundschulen wurde schnell erkannt, dass die frühe Mehrsprachigkeit Hochdeutsch / Niederdeutsch ein wichtiger Bestandteil für das Erlernen weiterer Sprachen. Mit der Einführung des Erlasses "Die Region und ihre Sprachen im Unterricht" (2011) und der Einrichtung eines landesweiten Fachberater-Netzwerkes, der Zuweisung von Lehrerstunden für "Projekt- und Starterschulen Niederdeutsch", der Auszeichnung als "Plattdeutsche Schule" und der Zusammenarbeit von Landschaftsverbänden und Landschaften mit der Landesschulbehörde in der Aktion "Platt is cool" zur Durchführung von Maßnahmen und Projekten zur Unterstützung der Regionalsprache Niederdeutsch und der Minderheitensprache Saterfriesisch haben die kleinen Sprachen frischen Wind erhalten. "Platt is cool" ist mehr als nur ein Werbeslogan, der Gebrauch der alten Sprache, mit Wortwitz und bildhaften Formulierungen klar und wahr ist, ist auch und gerade heute immer noch zeitgemäß. "Snacken köönt wi al, man doon is'n Ding."
Der Autor ist Plattdeutsch-Beauftragter der Niedersächsischen Landesschulbehörde.
Harsefeld grüßt auf Ortstafel nun auch auf Platt
von Heinz Mügge
Platt-Vörsitter Heinz Mügge, Bürgermeisterin Susanne de Bruijn, Gemeindedirektorin Ute Kück und stellvertretender Gemeindedirektor Bernd Meinke freuen sich über das neue Ortsschild mit dem Zusatz "Harsfeld".© Flecken HarsefeldAuf den Ortsschildern ist der Name des Flecken Harsefeld jetzt auch in Plattdeutsch mit "Harsfeld" zu lesen. Aber nicht nur auf den gelben Tafeln, auch auf den kleinen grünen Schildern für kleine Ortschaften, wie "Lütt-Hollenbeek oder "Ruschwehl"steht der Name jetzt in Platt. Insgesamt sind es 35 Ortsschilder.
Die Geestmetropole ist eine der ältesten Orte im Landkreis Stade. Der Name Harsefeld taucht in den alten Urkunden mit "Herseveld" oder "Harsfelde" auf und ist abzuleiten vom sächsisch-englischen "horse" = Pferd. Daneben gibt es noch eine Vielzahl von Bezeichnungen, die alle auf den gleichen Ursprung hindeuten.
Nach einem Erlass aus dem Jahre 2009 können Gemeinden zusätzlich zum Ortsnamen auch den plattdeutschen Namen auf den Ortsschildern anbringen. Hierzu sind aber eine Stellungnahme des Instituts für Niederdeutsche Sprache (INS) und die Zustimmung des Straßenverkehrsamtes erforderlich. Der Vereen "De Plattdüütschen" hat es sich zur Aufgabe gemacht, Gemeinden, die noch keine plattdeutsche Version auf den Ortsschildern haben, mit einem Kostenzuschuss von 50 € je Ortsschild zu unterstützen. Innerhalb der Samtgemeinde Harsefeld haben bis jetzt drei Gemeinden diesen Erlass umgesetzt.
Fleckens-Bürgermeisterin Susanne de Bruijn: "Plattdeutsch ist ein fester Bestandteil der Harsefelder Geschichte. Deshalb freue ich mich, dass es jetzt gelungen ist die Ortsnamen in Plattdeutsch auf die Ortstafeln zu bringen."
Gemeinden, die auf ihren Ortsschildern den Namen auf Platt anbringen wollen, wenden sich an den Plattdeutsch-Vorsitzenden Heinz Mügge.
Auskunft: Vereen "De Plattdüütschen" T. 04144-8050 - Mail: heinzmuegge@web.de Plattdüütsch-Büro: Isa Steffen - T. 04166-2079 520 - Mail: steffen@landschaftsverband-stade.de
Teilnehmer/-innen eines Plattdeutsch-Kurses bei Dr. Hartmut Arbatzat.© Heinz Mügge
Plattdeutsch lässt sich lernen
Ob in Volkshochschulen oder beim "Schoolmeester" - auch Erwachsene können noch in die plattdeutsche Sprache einsteigen.
Für Anfänger und Fortgeschrittene gibt es im Landkreis Stade alljährlich im Düdenbütteler Kötnerhus Kurse unter Leitung von Dr. Hartmut Arbatzat. Informationen darüber, wann es wieder los geht, hat der Vorsitzende des Fördervereins "De Plattdüütschen", Heinz Mügge, unter der Telefonnummer 04144/ 8050.
Zweite erweiterte Auflage: Ole plattdütsche Wöör un Utdrück ut den Landkreis Stood© Heinz Mügge
Mehr "Ole Wöör und Utdrück"
Vor 10 Jahren ist vom Vereen "De Plattdüütschen" eine Sammlung mit alten plattdeutschen Wörtern und Ausdrücken, die nicht mehr oder nur noch selten gesprochen werden, herausgegeben worden ("Ole Wöör und Utdrück ut den Landkreis Stood"). Dieses Büchlein war schon nach kurzer Zeit vergriffen. In das kleine Wörterbuch wurden nur Vokabeln aufgenommen, die im Stader Raum typisch sind und nicht schon im "Sass", dem Standard-Wörterbuch, zu finden sind.
Der Vereen "De Plattdüütschen" hat jetzt mit dem Stader Geschichts- und Heimatverein eine neue Auflage mit einigen weiteren Ausdrücken herausgegeben. Das Werk ist eine reine Sammlung und hat nicht den Anspruch, dass hier nach wissenschafltichen Gesichtspunkten alles untersucht worden ist. Auf 53 Seiten sind rund 1000 Wörter und Ortsnamen in Platt- und Hochdeutsch dokumentiert.