Landkreis Stade

Inhalt

Auszug - Vorstellung der Arbeit der Archäologischen Denkmalpflege im Landkreis Stade  

Sitzung des Kulturausschusses
TOP: Ö 4
Gremium: Kulturausschuss Beschlussart: zur Kenntnis genommen
Datum: Mi, 26.09.2012 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 15:00 - 16:02 Anlass: Sitzung
Raum: Konzertsaal Schloss Agathenburg
Ort: Hauptstraße, 21684 Agathenburg
2012/0142 Vorstellung der Arbeit der Archäologischen Denkmalpflege im Landkreis Stade
     
 
Status:öffentlich  
 
Wortprotokoll
Abstimmungsergebnis

Herr Nösler,  Kreisarchäologe und Leiter der Abteilung Kultur und Denkmalpflege, stellt in einer kurzen Präsentation wichtige Aspekte der Tätigkeit der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Stade aus dem Jahr 2011 vor. (Die Präsentation ist dem Protokoll als Anlage beigefügt).

 

Zu Anfang umreißt Herr Nösler die grundsätzlichen gesetzlichen Aufgaben der Archäologischen Denkmalpflege, die im Rahmen des Übertragenen Wirkungskreises Aufgaben der Landkreise sind. Hierzu zählen u. a.:      Wahrnehmung der Aufgaben der unteren Denkmalschutzbehörde für den Bereich der archäologischen Kulturdenkmale (Stellungnahmen zu Bauvorhaben, Bauleitplanungen usw.), Schutz der archäologischen Kulturdenkmale, Durchführung archäologischer Ausgrabungen Inventarisierung, Restaurierung und Magazinierung archäologischer Kulturdenkmale, Öffentlichkeitsarbeit, Erschließung archäologischer Kulturdenkmale im Rahmen eines sanften Kulturtourismus, Beratung von Denkmaleigentümern.

 

Herr Nösler erläutert die neuen Anforderungen, die sich aus der Novellierung des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes (NDSchG) ergeben. Insbesondere die im § 6 Abs. 3 festgelegte Neuregelung: „Soll ein Kulturdenkmal ganz oder teilweise zerstört werden, so ist der Veranlasser der Zerstörung im Rahmen des Zumutbaren zur fachgerechten Untersuchung, Bergung und Dokumentation des Kulturdenkmals verpflichtet." setzt nun endlich europäisches Recht um und gibt der Denkmalpflege Rechtssicherheit.

 

KA Wein-Wilke fragt nach dem Umfang des Veranlasserprinzips und dessen Auswirkungen für die Bauherren. Herr Nösler antwortet, dass es hierfür finanzielle Obergrenzen in Bezug auf die Gesamtinvestitionssumme gibt. Kleinere Maßnahmen wie der Bau von Einfamilienhäusern werden in der Regel von der Kreisarchäologie übernommen.

 

Als eine weitere zentrale Neuerung im NDSchG wird durch Herrn Nösler auf die Einführung einer Benehmenspflicht verwiesen (§ 20 Abs. 2). Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur hat den Landkreis Stade am 2.07.2012 von der Benehmenspflicht befreit, da er in ausreichendem Maße mit archäologischem Fachpersonal besetzt ist.

 

Herr Nösler berichtet kurz über die Aufnahme der Bodendenkmale des Landkreises Stade in die Funddatenbank ADABweb. Dieses Vorhaben wird durch Mittel des Landes Niedersachsen finanziert. Kooperationen bestehen mit einer Vielzahl wissenschaftlicher Institutionen.

 

Als ein Beispiel der Öffentlichkeitsarbeit stellt Herr Nösler den im Juli 2011 eingeweihten Archäologischen Wanderpfad „Nekropole Daudieck" bei Horneburg vor.

 

KA Hemke merkt an, dass die letzte Station des Wanderweges nicht zu erreichen ist, da ein Maisfeld den Pfad versperrt. Herr Nösler antwortet, der Weg verläuft auf Privatbesitz und es ist eigentlich mit dem Landwirt vereinbart worden, dass dieser Bereich freigehalten wird. Um eine dauerhafte Lösung zu erreichen, wird das Gespräch mit dem Landwirt gesucht.

 

Herr Nösler berichtet über die Forschungen an einer möglicherweise über 6000 Jahre alten Burganlage bei Oersdorf. Die Untersuchungen waren aufgrund eines geplanten Grünlandumbruches notwendig geworden. Die Wallanlage ist vor etwa 40 Jahren obertägig zerstört worden. Auf alten Luftbildern ist ihre Struktur noch sehr gut zu erkennen. Ab Oktober 2011 ist die Burg durch geophysikalische Messungen, Laserscan und Sondagen erforscht worden. Erste Ergebnisse lassen vermuten, dass die Burganlage ca. 6000 Jahre alt sein könnte - sie wäre damit die älteste Norddeutschlands.

 

Mit der Nekropole Hammah wird durch Herrn Nösler ein weiterer Schwerpunkt des Jahres 2011 vorgestellt. Im Vorfeld des geplanten Bodenabbaus sind großflächige Untersuchungen notwendig geworden. Dabei ist der Bereich der stein- und bronzezeitlichen Grabanlagen sowie einer germanischen Siedlung durch ein breites Methodenspektrum untersucht worden.

 

Ferner trägt Herr Nösler die Ergebnisse der baubegleitenden Untersuchungen am Marschdamm in Horneburg vor. Bei den Baumaßnahmen kamen u. a. zahlreiche massive Eichenpfähle zu Tage, die dendrochronologisch datiert werden konnten. Die Daten ergänzen eindrucksvoll die historischen Quellen.

 

Abschließend stellt Herr Nösler bedeutende Neufunde des Jahres 2011 vor, z. B. Silberfibeln, ein römisches Gefäßfragment und ein jüdischer Grabstein aus Borstel.

 

KA Hemke fragt nach weiteren Kooperationen der Kreisarchäologie mit wissenschaftlichen Instituten. Herr Nösler berichtet, dass neben der Universität Hamburg aktuell mit folgenden Einrichtungen zusammengearbeitet wird: Institut für historische Küstenforschung Wilhelmshaven, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Landesmuseum Hannover, Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie und verschiedene Kommunalarchäologien Niedersachsens.

 

KA Hemke fragt nach zukünftigen Projekten in den nächsten zwei Jahren. Herr Nösler berichtet, dass Planungen schwierig sind, da viele Funde bei Baumaßnahmen oder zufällig auftreten. Länger laufende Projekte sind u. a. die Erforschung der Burganlage Oersdorf, die in Kooperation mit dem Institut für historische Küstenforschung durchgeführt werden soll. Außerdem sind weitere Untersuchungen zu Burg und Stift Harsefeld geplant. Hierzu läuft momentan ein Dissertationsvorhaben an der Universität Münster. Weiterhin ist die Kreisarchäologie Projektpartner in dem internationalen Schwerpunktprogramm „Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter - Zur Archäologie und Geschichte regionaler und überregionaler Verkehrssysteme", welches durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert wird.

 

KA Schimkatis fragt nach den personellen Kapazitäten der Kreisarchäologie. Herr Nösler antwortet, dass neben ihm noch ein Grabungstechniker, eine Sachbearbeiterin (14 h/Woche) und eine Mitarbeiterin im Freiwilligen Jahr in der Denkmalpflege tätig sind.

 

KA Quiatkowski fragt nach der Zusammenarbeit mit den Stadtarchäologien Stade und Buxtehude. Herr Nösler antwortet, dass hier ein enger fachlicher Austausch besteht. Auch in verwaltungsspezifischen Fragen wird zusammengearbeitet; u. a. sind gemeinsame Ausgrabungsstandards erarbeitet worden.

 

 


Abstimmungsergebnis:

Einstimmig.

Ja-Stimmen:             

Nein-Stimmen:             

Enthaltungen:             

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Vortrag_Kulturausschuss_26092012_Nösler_pdf (8768 KB)